Die Mediation bzw. mediative Konfliktlösung ist keine Erfindung der Neuzeit.

Seit Menschen in Beziehungen zueinander stehen, besteht das Bedürfnis, Beziehungskonflikte zu klären. Hierfür wurden vielfältigste Formen der Vermittlungstätigkeit durch Stammesälteste, Weise und Heiler erarbeitet.

Die Rolle des Vermittlers lässt sich bis weit in die Antike zurück verfolgen. Sokrates, einer der im 5. Jahrhundert vor unserer Zeit lebenden bedeutendsten Dichter, Staatsmann und Philosoph, wurde immer wieder aufgesucht, um seine Meinung kundzutun und/oder in einer Familienfehde zu schlichten.

Der Dichter Sophokles (497 – 406 v. u. Z.) hat in seinen umfangreichen Schauspielen und Tragödien die Tätigkeit von Vermittlern und weisen Alten beschrieben und ihnen Hauptrollen zukommen lassen (vgl. „Antigone“, „König Ödipus“).

Der wohl berühmteste Mediator seiner Zeit, um 1640, ist wohl Contareno, der Botschafter der Republik Venedig war und im „Westfälischen Frieden“ zu Münster aus dem Jahre 1648 bei der Beendigung des 30jährigen Krieges eine bedeutende Rolle spielte. Er vermittelte zusammen mit verschiedenen kirchlichen und weltlichen Vertretern zwischen den Kriegsparteien und konnte durch Verhandlungsgespräche und durch seine Rolle als neutraler Vermittler ein Ende des Bürgerkrieges herbei führen.

Die Amerikaner Roger Fisher und William Ury entwickelten Anfang der 80ziger Jahre des 20. Jahrhundertes eine Strategie des „prinzipiengeleiteten Verhandelns“. In Deutschland ist dieses Prinzip auch als „Harvard-Konzept“ bekannt, welches im Ergebnis für beide Parteien zu einer „win-win-Situation“ führen soll. Ursprünglich wurde die Verhandlungstaktik zur Erleichterung der Prozessverläufe für die amerikanischen Rechtsanwälte, Diplomaten und Manager konzipiert. Im Mittelpunkt dieser Verhandlungstaktik steht das Finden alternativer Wege.

Veranschaulicht wird das Konzept immer wieder mit dem bekannten „Orangen-Fall“.

Orangen-Fall

Eine Mutter hat zwei Kinder. Diese streiten sich um eine Orange. Die Mutter löst den Streit dadurch, dass sie mit einem Messer die Orange in zwei gleich große Hälften teilt und jedem Kind eine der Hälften gibt. Beide Kinder sind traurig und enttäuscht, weil sie die halbe Orange nicht für ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse verwenden können.

Das „Harvard-Konzept“ sieht folgende Lösung vor:

Hätte die Mutter beide Kinder befragt, zu welchem Zweck sie die Orange verwenden wollen, hätte sie erfahren, dass ein Kind die Orange benötigt, um sich Orangensaft herzustellen, weil es Durst hat. Das andere Kind benötigte lediglich die Orangenschale zum Kuchen backen.

Hätte die Mutter die tatsächlichen Bedürfnisse erkannt, hätte sie die Orange schälen und dem einem Kind die Schalen und dem anderen Kind die Fruchtstücke zur Herstellung von Saft geben können. Dann hätte sie die Bedürfnisse beider Kinder befriedigt und den Streit zu ihrem eigenen Wohlbefinden geschlichtet. Sie hätte eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Situation ( „win-win-Situation“) hergestellt.

Mediation hilft dabei.